Prüfungsangst ist sehr quälend und kann viele Ursachen haben Foto: Siora Photography/Unsplash
Prüfungsangst – viele Menschen leiden darunter
Sehr viele Menschen leiden unter Prüfungsangst. Tendenz steigend. Laut Umfragen haben in Deutschland ca. 55% der Schüler eine starke Nervosität und Ängste vor Prüfungen. Mädchen sind von Prüfungsängsten deutlich öfter betroffen als Jungen, ältere Schüler mehr als Jüngere.
Besonders befürchten die Schüler einen plötzlichen Blackout. Das heißt, dass sie das Gelernte nicht, oder teilweise nicht, mehr abrufen können. Das ganze Wissen quasi weg ist.
Dies betrifft besonders Schüler in den oberen Klassenstufen, aber auch Studenten, Fahrschüler oder Menschen in der Erwachsenenbildung.
Warum leide gerade ich unter Prüfungsangst?
Viele werden sich fragen, warum ich? Warum gehen einige Menschen eher gelassen und entspannt in eine Prüfungssituation und andere wiederum haben schon Wochen vor dem eigentlichen Termin körperliche Symptome, wie schwitzen und Herzklopfen oder ängstliche Gedanken?
Die Ursachen für die Prüfungsangst sind sehr unterschiedlich. Die häufigsten möchte ich Ihnen hier einmal verdeutlichen.
Die Ursachen für Prüfungsangst sind sehr unterschiedlich.
Die 7 häufigsten Ursachen für Prüfungsangst
Prüfungsangst kann viele Ursache haben. Aus meiner langjährigen Erfahrung im Umgang mit Prüfungsangst sind das die 7 häufigsten Ursachen, die alle gut behandelt werden können.
➀
Erfahrungen in der Kindheit und Jugend
Einige Menschen mit Prüfungsangst haben in der Vergangenheit tatsächlich negative Erfahrungen in der Schulzeit gemacht, sind vielleicht bei einem mündlichen Vortrag ausgelacht wurden.
Möglicherweise haben die Betroffenen auch Erfahrungen gemacht, dass ein Lehrer nicht immer gerecht war. Und so kann leicht der Gedanke entstehen, dass Prüfungen etwas Gefährliches sind.
➁
Elterlicher Erziehungsstil
Wenn sich Eltern wenig über die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder Gedanken machen und der Erziehungsstil eher von Regeln und Verboten geprägt ist, fällt es dem Kind zunehmend schwer, seine Gefühle auszudrücken. Und wenn Kinder bestimmte geforderten Leistungen nicht gebracht haben, sind sie vielleicht noch bestraft wurden. So lernen Kinder, dass es wichtig ist, etwas gut und richtig zu machen. Denn wenn man etwas nicht schafft (wie eine Prüfung bestehen), dann folgt eine Strafe, also etwas Negatives.
Eine Prüfungssituation kann als persönliche Bedrohung erlebt werden. So ein Gefühl kann einen Menschen lebenslang begleiten, es entsteht automatisch, ohne dass sich derjenige darüber bewusst ist.
➂
Leistungsdruck in der Gesellschaft
In unserer Gesellschaft wird der Leistungsaspekt sehr stark betont. „Kannst Du was, dann bist Du was. Bist Du was, dann hast Du was.“. Hier entsteht ein Gedanke im Kopf: Nur wenn ich die Prüfung schaffe, kann ich was erreichen im Leben, kann erfolgreich sein (und glücklich?). So entsteht ein großer innerer Druck.
➃
Die Persönlichkeit der Eltern
Dies zählt zu den angelernten Verhaltensmustern. Wenn Eltern selbst große Ängste hatten, z.B. vor Prüfungen, Auftritten oder Autoritäten, schauen sich Kinder was ab und ahmen nach. Das Kind übernimmt die Befürchtungen der Eltern.
➄
Schlechte Lern- und Vorbereitung
Es sind nicht immer unsere Eltern oder die Vergangenheit, die uns Probleme bereiten. Wenn sich jemand nicht gut vorbereitet, nicht rechtzeitig beginnt zu lernen, kann das auch einen großen Druck in Richtung Prüfungstermin machen, der teilweise auch in Prüfungsangst mündet.
➅
Fehlende Bewältigungsmöglichkeiten mit Stress umzugehen
Eine Prüfungssituation bzw. die Vorbereitung darauf, empfinden viele Menschen als stressig. Das gibt es viel zu lernen, auszuarbeiten oder zu verstehen. Und wenn ich dann aber nie gelernt habe, mit solchen Situationen umzugehen, keine Möglichkeiten habe wieder zu entspannen, kann dieser Stress, durch ein erhöhtes Anspannungsniveau, Angstsymptome auslösen.
➆
Angst vor Erfolg
Das klingt total paradox. Stimmt aber tatsächlich. Es gibt Menschen, die haben unbewusst Angst eine Prüfung zu schaffen! Warum? In der Regel hat das Bestehen einer Prüfung ja auch eine Konsequenz. Wenn ich also einen bestimmten Berufs- oder Studienabschluss damit erreiche, werde ich wahrscheinlich dann auch in diesem Beruf tätig sein. Dies bringt unter Umständen eine bestimmte Verantwortung mit sich. Und das kann Angst machen. Dieser Verantwortung nicht gewachsen zu sein.
„ Man muss vor nichts im Leben Angst haben, wenn man seine eigene Angst versteht.“
Marie Curie
Dies sind einige Ursachen für Prüfungsangst. Aber auch ein mangelndes Selbstbewusstsein oder eine hohe Erwartung an den Erfolg der Prüfung können eine Rolle spielen.
Haben Sie sich wiedererkannt? Ist Ihnen jetzt vielleicht etwas bewusst geworden?
Über ihre Anregungen und Kommentare freue ich mich.
Wenn Sie selbst unter Prüfungsangst leiden und Hilfe bei der Bewältigung der Angst suchen, dann kontaktieren Sie mich gern. Ich freue mich auf Sie!
Herzlichst,
Jeannette Küchenmeister
Foto am Seitenanfang: Hanna Wei-as/Unsplash
Hochinteressanter Beitrag – das Curie-Zitat am Ende bringt es noch einmal richtig gut auf den Punkt. Ich finde auch den Ansatz, dass es gar nicht schlimm ist, wenn man Prüfungsangst hat, sehr ermutigend und positiv! Ich habe (indirekt) quasi tagtäglich mit Menschen zu tun, die mit Prüfungsangst zu kämpfen haben, und bin der Meinung, dass wer perfekt vorbereitet ist, der von der Prüfungsangst sogar profitiert.
Kurz ausgeführt: Neurologische Studien haben gezeigt, dass das menschliche Gehirn in diesem „Angstzustand“ in eine Art Notfallmodus fällt. Alle Kapazitäten werden freigesetzt und sind nur darauf fokussiert, das Überleben zu sichern – in dem Fall, so salopp wie es klingt: Die Prüfung bestehen!
Wissenschaftliche Studien haben dabei herausgefunden, dass Menschen in diesem Zustand Gelerntes deutlich leichter abrufen können und sich im Allgemeinen viel besser konzentrieren können. Sich diese Prüfungsangst abzutrainieren, ist also nicht nötig. Immer vorausgesetzt, die Angst ist nicht so stark ausgeprägt, dass gar nichts mehr geht.
In diesem Fall helfen möglicherweise Sofortmaßnahmen wie Atemübungen (in meinem Blogbeitrag befasse ich mich übrigens auch mit ein paar solcher Sofortmaßnahmen, bzw. gehe tiefer auf das Thema ein, ehe ich hier den Rahmen sprenge: https://ausbilderschein24.de/ausbildereignungspruefung-pruefungsangst/)
Lange Rede, kurzer Sinn: Das Gefühl der Angst bewirkt, dass ich fokussierter bin und Gelerntes besser abrufen kann. Umso wichtiger ist es, wie in diesem wunderbaren Blogbeitrag geschrieben, dass wir die Ursache unserer Angst ergründen und die Angst an sich verstehen lernen!
Herzliche Grüße
Dennis
Vielen Dank Dennis für die schöne Rückmeldung. Und ich kann dem nur zustimmen. Ein bisschen Angst ist sinnvoll und auch hilfreich, zuviel davon kann zum Blackout führen. Zu mir kommen halt vorwiegend die Menschen, die schon mal die Erfahrung gemacht haben, dass sie ihr Wissen nicht mehr abrufen konnten und deshalb nicht bestanden haben. Das finde ich immer besonders dramatisch und deshalb gebe ich da Unterstützung.